DIE KLEINSTE ZELLE ~ EINE INSTALLATION

Die kleinste Zelle unserer Gesellschaft. Die Familie. Die kleinste Zelle. Die Gefangenschaft. Gewalt in seiner intimsten Form. Wo Liebe erwartet wird, entspinnt sich ein perfides Netz. Bilder harmloser Häuser: Orte des Unvorstellbaren. Worte eines Liebenden: der Text eines Täters.

Eine Installation aus gesprochenem Text ~ Objekt ~ Collage [2012–2022]
Sprecher: Wolfgang Krenz, Hessischer Rundfunk


Am 05.–07. Mai 2023 anlässlich der Offenbacher Kunstansichten zu sehen:
Landgraf-Friedrich-Straße 1 / Dachboden
63075 Offenbach am Main–Rumpenheim

[…] Die Stimme in Petra Maria Mühls Klanginstallation wirbt mit säuselnder Stimme, verspricht Glücksmomente. Im nächsten Moment wird daraus eine Drohung: wenn du nicht tust, wie ich es will – was ja gut für dich wäre – dann passiert was Schlimmes: Andeutungen, alles bleibt ein bisschen undeutlich – aber es läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken. Die Installation […] ist kombiniert mit einer fragilen Hauskonstruktion auf einem Tisch: Das Haus als Hort der Glückseligkeit, Familienleben, geschützter Raum, die kleinste Zelle friedlichen Zusammenlebens, die aber zu einem teuflischen Gefängnis werden kann. Die Familie, die Paarbeziehung werden als Ort des Horrors entlarvt, aus dem es kein Entrinnen gibt, wenn man von einem neurotischen Partner verfolgt und gefangen wird.

An den Wänden trifft das Thema, das in der Installation so sensoriell daherkommt, dass man sich kaum entziehen kann, auf kühle und sachliche Raumfotografien. Leere Wohn- und Schlafräume, mit wenigen Versatzstücken zur Nutzung hergerichtet, Häuser, die überall stehen können, sie sind alltäglich. Nichts deutet auf das Grauen, das hinter den Fassaden lauert. […] Sieben, elf, achtzehn Jahre haben Männer Mädchen und Frauen in Verliesen gefangen gehalten, sie mit Schminke und schönen Kleidern zu Lolitas für ihre Phantasien hergerichtet, Kinder mit ihnen gezeugt, die nie das Tageslicht gesehen haben – oder sie nach kurzer Zeit ermordet, zerstückelt, weggeworfen. Ein Glück fast, wenn die stehen gebliebenen Schuhe neben Lampe, Stuhl und Abfalleimer davon zeugen, dass hier eine Gefangene nach knapp zwei Jahrzehnten in die Freiheit gefunden hat. Freiheit? Wird es die jemals wieder geben?

Petra Maria Mühls Installation konfrontiert uns mit den klaustrophisch engen Räumen wie mit Wortschwallen, die genau diese Enge und Gefangenheit verdeutlichen. Lässt man sich auf die Klang- und Bildwelt ein, gibt es kein Entrinnen.

Dr. Rosita Nenno