GEDÄCHTNISSPUREN
Auf den Spuren der eigenen (Familien-)Geschichte
Wer ist Vater, wer ist Mutter, wer ist Kind? Das Bild der winkenden Vierjährigen kann ein Moment aus meiner eigenen Kindheit sein oder die Abschied nehmende Großmutter. Ihre handgeschriebene Familienchronik wird symbolisch zum Haus für ihre heimatlosen Schuhe. Kein Ort ist weiter entfernt als die verlorene Heimat. Wurden die Wurzeln abgeschnitten, bleibt das Neue fremd. Der Koffer voller Landschaft, was nimmst du mit auf der Reise durch dein Leben, und was steckt ungelesen im Gepäck: im Versuch zu erinnern, beginnt schon das Vergessen.
Die Geschichte meiner Großmutter ist Begleiter und künstlerischer Ausdruck meiner Spurensuche.
Kein Ort ist weiter weg als der, den man verlassen musste ohne Wiederkehr.
Kein Weg ist weiter als der, von dem man nicht weiß, wohin er uns führt.
In unseren Schuhen tragen wir unsere Heimat mit uns, unsere Wurzeln, auch unbewusst als spürbares Erbe.
Wir schreiben unsere Lebens-Geschichten und gestalten unser eigenes „Zu-Haus“.
„[…] In meinen Schuhen trage ich böhmische, rheinländische und holsteinische Landkarten. Eine Kindheit zwischen Rübezahl und Reibekuchen. Direkt nach der Schulzeit machte ich mich auf meinen eigenen Weg, um einen Ort zu finden, den ich mein Zuhause nennen könnte. Nach tausenden von Kilometern war es wohl diese Mischung aus mir Vertrautem, was mich alles wiederfinden ließ, an einem Fleck in Offenbach, in einem Dorf, von dem aus ich euch jetzt berichte. Mein „Zu-Haus“, das ich mit meiner Handschrift immer mehr beschreibe, steht am Fluss, dort wo die Fähre übersetzt und mich die großen Binnenschiffe zurück in meine Kindheit tuckern.“
Mia Pelenco, Über Dörfer [Ausschnitt] Mut & Liebe Nr. 42 / Thema „Wurzeln“