HAUSWANDPOESIE

Klare (Haus-)Kante zeigen gegen „Rechts“

Eine Betrachtung von Mia Pelenco

Veröffentlicht in Mut & Liebe, Ausgabe Nr. 51 // Demokratie

Mit dem Projekt „HAUSWANDPOESIE“ der Künstlerinnen Anja Hantelmann und Petra Maria Mühl bezieht der KUNST.ORT.RUMPENHEIM e.V. seit 2018 Position, mit Kunst und Kulturarbeit den Stadtteil zu stärken und das soziokulturelle Miteinander zu gestalten!

Ein Stadtteil wird sichtbar:

für Offenheit, Vielfalt und Toleranz

Das Projekt der beiden Künstlerinnen gewann 2018 den 3. Preis der Frankfurter Stiftung CITOYEN/Für mehr Bürgersinn. Hantelmann und Mühl geht es um demokratische Teilhabe, thematische Sensibilisierung und symbolisches Türöffnen. Im Dialog werden Hauseigentümer:innen des Ortes motiviert, ihre sichtbaren Hauswände zur Verfügung zu stellen, um mit politisch motivierten Aussagen gegen „Rechts“ zum Nachdenken anzuregen: für Offenheit und größere Akzeptanz. Auch sollen sie mitentscheidend überlegen: Welcher „Spruch“ oder Satz passt – zu mir, zu uns und zu diesem Haus? Nicht zuletzt auch gestalterisch, die Farbe betreffend wird mitgeredet.

Der gemeinsam entwickelte Spruch wird dann rein typographisch auf den Punkt gebracht. Hierbei legen die Künstlerinnen Wert darauf, dass die Aussagen als Gesamtbild feinsinnig herüberkommen: es soll anregend und nicht plakativ sein, individuell passen und nachhaltig im Sinn bleiben, durch eine einheitlich gestaltete Typographie mit poetischer Anmutung für Wiedererkennbarkeit sorgen. Mit malermeisterlichem Einsatz an der Wand wird der Spruch schließlich zur „HAUSWANDPOESIE“ vollendet.

Das Projekt ist auf Jahre hin angelegt ein „Work in Progress“, und vorläufig gesichert durch eine großzügige Anschlussförderung 2023 der Stiftung CITOYEN sowie mit einer Projektförderung des Kulturamts Offenbach. Kosten für Folienzuschnitt, Farbe und handwerkliche Umsetzung sind somit gedeckt. Die künstlerische Arbeit wird ehrenamtlich geleistet.Dies bedeutet für die Hauswandbesitzer:innen, dass für sie keine Kosten entstehen – es gilt bloß, sich zu öffnen, um der eigenen Hauswand ein Gesicht zu geben, das quasi zu den Menschen im Vorübergehen spricht, sie zum Nachdenken bringt – oder auch ein Lachen auf die Lippen zaubert. Ein Ort lebt durch seine Menschen, die hier einerseits auf ungewöhnliche Art und Weise sichtbar zu Wort kommen und andererseits einen Impuls liefern, aus dem Alltagstrott herauszudenken!

Ab Juni geht es wieder los, es stehen vier neue Projekte vor ihrer Umsetzung. Denn am Schluss des langen Entstehungsprozesses muss auch noch das Wetter stimmen – auf kalten oder feuchten Wänden halten weder Folie noch Farbe.

Es lohnt sich also immer mehr, einen Spaziergang durch Rumpenheim zu unternehmen und sich auf Spurensuche zu begeben. Es gibt mittlerweile einige realisierte Hauswandpoesien zu entdecken. Manche Worte ergeben auf den ersten Blick erst keinen Sinn, kommen sogar angriffslustig daher: „Ein Glück sind nicht alle …“ – Was soll denn das bedeuten, naja, stimmt auch irgendwie: Stirnrunzeln und Lächeln – und es animiert gleichermaßen, mal um die Ecke zu schauen, die Perspektive zu wechseln, um das große Ganze zu verstehen. Hat man erst einmal ein Spruch im Dorf entdeckt, geht man mit verändertem Blick weiter, aufmerksam und mit erhobenem Kopf: Alles eine Frage der Haltung!